Weltkulturerbe - Erzgebirge
Das Erzgebirge zählt zu den interessantesten und vielgestaltigsten Regionen Sachsens. Das Weltkulturerbe, zu der die Montanregion Erzgebirge/Krusnohorí von der Internationalen Organisation UNESCO 2019 erklärt wurde, setzt sich aus 22 Bestandteilen zusammen: 17 auf deutscher und 5 auf tschechischer Seite. Die gewählten Denkmäler, Kultur- und Naturlandschaften stehen für die wichtigsten Bergbaugebiete des sächsisch-böhmischen Erzbergbaus.
Zu jedem Gebiet gehören verschiedene Objekte, Stätten oder Landschaften, die bedeutend sind für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Region.
Sachsen:
Hochmittelalterliche Silberbergwerke Dippoldiswalde
Die archäologische Stätte ist von enormer Bedeutung für die frühe Bergbaugeschichte des Montanwesens im Erzgebirge und in ganz Europa. Die fast vollständig erhaltene untertägige Bergbaulandschaft des 12./13. Jahrhunderts zeigt, dass Menschen schon im Hochmittelalter untertägigen Bergbau betrieben haben.
Montanlandschaft Altenberg-Zinnwald
Altenberg nimmt unter den Zinnerzlagerstätten des Erzgebirges eine herausragende Stellung ein. Mehr als 100.000 Tonnen Zinn wurden über einen Zeitraum von 600 Jahren hier gewonnen. Da die Montanlandschaft das östlichste der historischen Bergreviere im sächsischen Teil des Erzgebirges ist, gibt es historische Verbindungen zwischen sächsischen und böhmischen Baugebieten. Der Bergbau der Zinnwalder Lagerstätte wurde sowohl auf sächsischer als auch auf böhmischer Seite betrieben.
Das Schloss Lauenstein war von 1517 bis 1821 im Besitz der Adelsfamilie von Brünau, die an der Entwicklung des Bergbaus im sächsischen Erzgebirge beteiligt war. Als nach einem Brand die Hallenkirche St. Marien und Laurentin zerstört wurden, erfolgt der Wiederaufbau und die Ausstattung der Stadtirche aus den Gewinnen der Zinn- und Eisenerzfunde.
Freiberg ist die erste Bergstadt im Erzgebirge, gegründet 1168. Sie ist das älteste und wichtigste Abbaugebiet für Silber im Erzgebirge. Durch die Entdeckung reicher Erzgänge und der eingesetzten Bergwerkstechnologien entwickelten sich zahlreiche bedeutende Bergbaulandschaften, die durch ein Wasserwirtschaftssystem miteinander verbunden sind.
Der Hohe Forst ist eine der ältesten und am besten erhaltenen Bergbaulandschaften des Erzgebirges. Ab 1306 begann in diesem Gebiet der Abbau von Silber-, später von Kupfererzen. Es entwickelte sich eine Bergstadt, die aber bald wieder aufgegeben wurde. Bis heute lassen sich Bergbautätigkeiten nachweisen. Das Denkmal zeigt die wechselvolle Geschichte dieses Bergbaustandortes.
Der Bergbau wird in der Schneeberger Montanlandschaft schon seit dem 15. Jahrhundert betrieben. Haldenzüge, die den untertägigen Erzgängen folgen, zeugen davon. Viele Aufbereitungsanlagen und bergmännische Tages- und Hüttengebäude sind weitgehend erhalten geblieben.
Blaufarbenwerk Schindlers Werk
Im Bergbau bildete sich ein weiterer Produktionszweig mit dem Abbau von Kobalterzen. Lange Zeit dominierte die erzgebirgische Blaufarbenproduktion fast ganz Europa. Zum original erhaltenen Denkmalbestand gehören der als eigenes Gemeinwesen gegründetete Hüttenstandort mit Produktionsgebäuden, Funktionsgebäuden und Wohnhäusern.
Montanlandschaft Annaberg-Frohnau
Der Bergbau prägte die Landschaft um Frohnau über hunderte von Jahren. Erst begann der Bergbau auf Silbererze, im 15. Jahrhundert. Ab dem 18. Jahrhundert dominierte der Abbau von Wismut, Kobalt und Nickelerzen. Der Markus-Röhling-Stolln ist einer der wichtigsten Stolln der Region. Das Erste Technische Denkmal in Deutschland, der Frohnauer Hammer, repräsentiert die verschiedenen Metalle im Erzgebirge mit seiner vollständigen technischen Ausstattung.
Auf der östlichen Seite des Pöhlbergs befindet sich seit dem 15. Jahrhundert ein belegtes Bergbaugebiet. Die Halden zahlreicher Stolln sowie untertägige erhaltene Grubenbaue zeugen vom umfangreichen Bergbau auf silberhaltiges Kupfererz. Nach der Einführung des Saigerverfahrens wurde in der Saigerhütte Grünthal aus dem Kupfererz Silber gewonnen.
Buchholz entwickelte sich dank der Förderung seiner Bodenschätze zu einer kleinen Bergbausiedlung. Die Buchholzer Hallenkirche zeugt von der Zeit des Silbererzbergbaus mit dem kulturhistorisch bedeutenden Wolfgangaltar. Der Hauptaltar des Annaberger Franziskanerklosters ist ebenfalls dort zu finden. In der letzten Phase des Bergbaus entstanden durch die Uranerzgewinnung Terrakonikhalden. Diese sind nur noch hier im Erzgebirge erhalten.
Historische Altstadt Marienberg
Die 1521 gegründete Bergstadt Marienberg verdankt ihre Entstehung reichen Silberfunden und wurde als Stadt am Reißbrett geplant. Die Stadt folgt den Grundsätzen der Idealstadt der Renaissance, durch den quadratischen Grundriss, die Regelmäßigkeit und die Verteilung der Gebäude. Die Stadt wuchs mit den Erfolgen im Bergbau.
In der Bergbaugeschichte von Lauta finden sich Zeugnisse, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Den Erzgängen folgenden, landschaftsprägenden Haldenzüge des Silbererzbergbaus sind sehr beeindruckend. Die Halden markieren den ursprünglichen Standort eines oder mehrerer Tagesschächte und der Abstand der Halden orientiert sich an der Größe der damaligen Grubenfelder.
Röhrgraben / Bergbaulandschaft Ehrenfriedersdorf
Eines der ältesten mittelalterlichen Zinnerz-Bergbaugebiete Deutschlands ist die Region um Ehrenfriedersdorf. Schon ab dem 13. Jh. begannen Bergleute hier mit dem Abbau von Zinnerzen. Für die Aufschlagwasserzuführung der verschiedenen Bergbauanlagen wurde der Röhrgraben bereits im 14. Jh. angelegt. Mit der Entwicklung einer neuen Wasserhebetechnik, konnte der zeitweilig ruhende Bergbau im 16. Jh. wieder aufgenommen werden. Danach verbreitete sich das Verfahren im gesamten Bergbau.
Die Saigerhütte hat ihren Namen von Bergmeister Hans Leonhardt 1537 erhalten, da das Verfahren zur Gewinnung von Silber aus silberhaltigem Kupfererz Saigern gennant wurde. Die Saigerhütte war ein eigenständiges Gemeinwesen mit eigener Gerichtsbarkeit. Daher gibt es neben den Produktions- und Verwaltungsgebäuden auch Wohn- und Versorgungsgebäude. Die Hütte wurde zum Zentrum der Kupferverarbeitung, in dem teilweise auch Münzen gepärgt wurden durch die Übernahme des Kurfürstentums Sachsen.
In Eibenstock wurde damals Zinn gefördert und verarbeitet. Die unmittelbar nebeneinander liegenden Raithalden und Wassergräben zur Erzauswaschung, die noch heute vom obertägigen Zinnseifenbergbau zeugen, liegen in der beeindruckenden Bergbaulandschaft. Pressbaue und Pingen dokumentieren den untertägigen Bergbau auf Zinn. Verarbeitet wurde das Zinn in den umliegenden Eisenhämmern. Daraus entwickelte sich die europaweit bedeutende Weißblechproduktion in der Region.
Von der Bergbaulandschaft Rother Berg wurde bereits Mitte des 13. Jahrhunderts Roteisenerz abgebaut und über einen Erztransportweg zur Weiterverarbeitung in die Eisenhütte Erlahammer gebracht, die sich im Stadtgebiet von Schwarzenberg befindet. Der Herrenhof aus der Mitte des 17. Jahrhunderts zeugt von der einstmaligen Bedeutung des Werkes für die Eisenproduktion und -verarbeitung.
Bergbaulandschaft Uranerzbergbau
Das Bergbaugebiet repräsentiert den umfangreichen und weite Teile des Westerzgebirges prägenden Bergbau auf Uranerze. Der Uranbergbau im Erzgebirge nach dem zweiten Weltkrieg war weltweit einmalig. Der Bergbau entwickelte sich um 1950 langsam zu einem geführten Bergbaubetrieb. Bedeutende Bergbaugebiete waren außerdem die Bergstädte Johanngeorgenstadt, Schneeberg, Schlema und Hartenstein. Mit der politischen Wende wurde der Uranerzabbau 1990 eingestellt.
Tschechien:
Die Stadt gehört zu den Geburtsstätten der Wisschenschaft im Bereich Bergbau, Hüttenwesen und Mineralogie. 1716 entstand die erste Bergschule der Welt. In der Grube Svornost wurden Uranerze abgebaut. In den Erzen fand man Radium und Polonium. Das radioaktive Wasser wird aus der Grube gewonnen und für Kurzwecke genutzt. Die Stadt war für die Münzprägung von großer Bedeutung. Aus dem Profit des Silberabbaus enstanden einzigartige Architekturen.
Montanlandschaft Abertamy -
Boí Dar - Horní Blatná
Aufgrund der Silber-, Zinn- und Eisenerzfunde entstanden im tschechischen Erzgebirge drei neue bedeutende Bergstädte. Die Erzreviere zeugen von 400 Jahren Zinnerzabbau. Ein einzigartiges Element der Montanlandschaft sind die sogenannten Raithalden bei Boí Dar, die vom Ausmaß der Gewinnung von Zinnstein durch Seifenarbeit in den Hochlagen des Erzgebirges zeugen.
Der Rote Turm des Todes ist ein nationales Kulturdenkmal, dass an die Zeit des massiven Uranabbaus erinnert. Das Areal diente als zentrale Aufbereitungs- und Sortieranlage der abgebauten und gelieferten Uranerze. Es handelt sich um das letzt erhaltene Relikt einer Uranaufbereitungsanlage im Erzgebirge. Zugleich symbolisiert der Turm aber auch das Leiden der politischen Häftlinge, die in den 1950er Jahren unter unmenschlichen Bedingungen in Zwangsarbeitslagern inhaftiert wurden.
Ein bedeutender Bestandteil des montanhistor. Erbes im mittleren Erzgebirge ist die vom Bergbau geprägte Landschaft nördlich der ehemaligen Bergstadt Medenec. Über einen Zeitraum von fast sechs Jh. konzentrierte sich der Bergbau auf die Umgebung des Berges Mendík, wo der Abbau von Eisen- und silberhaltigen Kupfererzen aus hartem Skarngestein belegt ist. Im 15. bis 19. Jh. waren auf einer kleinen Fläche ca. 70 Stolln und Schächte im Betrieb, von denen heute zahlreiche verbrochene Mundlöcher, trichterförmige Pingen und Halden erhalten sind.
Über einen Zeitraum von etwa 800 Jahren ist Krupka durch den Abbau von Zinnerzen stark geprägt worden. Durch Waschen wurde hier vermutlich schon in der Bronzezeit Zinn gewonnen. Ab dem 13. Jh. erfolgte die bergmännische Gewinnung von Zinnerzen, Kupfer, Wolfram, Wismut und Molybdän. Krupka ist das älteste Zinnrevier des Erzgebirges. Ein bedeutendes Montandenkmal ist das Besucherbergwerk, das mit einer Länge von 2 km über den längsten Zinnerzgang in Mitteleuropa verfügt.